Anna Huxel: “Alles Bio”, 2019, Öl auf Leinwand, 180 x 180 cm.
Anna Huxel: “Das ist das Haus vom Nikolaus”, 2019, Öl auf Leinwand, 180 x 180 cm.
Anna Huxel: “Alles Bio”, 2019, Öl auf Leinwand, 180 x 180 cm.
Anna Huxel: “Das ist das Haus vom Nikolaus”, 2019, Öl auf Leinwand, 180 x 180 cm.
Die Sommerausstellung “HIOB” mit den eindrucksvollen Arbeiten von ANGELIKA FLAIG in St. Stephan ging am Sonntag, 10.10.2021 zu Ende. An diesem Sonntag Abend fand noch einmal inmitten der Bilder von Angelika Flaig der letzte KUNSTGOTTESDIENST in diesem Jahr statt.
Pfarrer Heuss hatte sich zum Abschluss der Ausstellung noch einmal ein Werk der Künstlerin Angelika Flaig zum Anlass genommen, um summarisch die ganze “HIOB”-Ausstellung und das verflossene Jahr zusammenzufassen. Er wählte dafür das Bild „Freude“, das an der Kanzelseite ganz vorne zum Altar hängt.
Pfarrer Heuss stellte den schlimmen Ereignissen des Jahres, wie beispielsweise der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands oder anderen vergleichbar schlimmen und plötzlich hereinbrechenden Katastrophen, die fürchterlichen Schicksalsschläge Hiobs gegenüber. Dabei zeigte er die Parallelen auf, wie wenig der Einzelne mit solchen Ereignissen umgehen kann und wie sehr er nach plausiblen Erklärungen dafür sucht. Und wie es Hiob nicht gelang, eine direkte Schuld als Anlass für sein schlimmes Schicksal festzumachen, so wenig können das die Betroffenen heutzutage. Niemand ist direkt nachweisbar und ursächlich schuld an klimabedingten Katastrophen, außer wir alle als derzeit lebende Menschheit, und das ist zu abstrakt und anonym und keiner fühlt sich so recht verantwortlich. Und natürlich muss man zugeben, dass es auch in dem gewählten Beispiel nicht derart schlimm hätte kommen müssen, wären funktionierende Warnsysteme und rechtzeitige Vorkehrungen zum Einsatz gekommen. So haben allerdings menschliches Versagen, Wurschtigkeit und Bürokratie die Lage verschlimmert. Wenn man aber einmal davon absieht, greifen einfache Schuldzuweisungen oder direkte Ursachenverknüpfungen mit dem Handeln Einzelner da nicht.
Das hatte auch Hiob verstanden. Dieser gottesfürchtige Mann erlag bei allen Vorwürfen von außen nicht der naheliegenden und schnellen Versuchung, mit Gott zu hadern und ihm vorwurfsvoll abzuschwören. Er bleibt trotz aller Widrigkeiten fest in seinem Glauben. Dafür erhielt er schließlich auch den Lohn des späten Glücks, der positiven Wendung all seiner Probleme. So einfach geht das natürlich heute nicht. Wir sind nicht die Protagonisten einer lehrreichen, aber doch eher märchenhaften Erzählung aus dem alten Testament, die schließlich ein gutes Ende nimmt.
Das kann man heute guten Gewissens keinem versprechen. Aber man kann darauf hinweisen, dass Vorwürfe, negative Deutungen, Verschwörungstheorien und Schuldzuweisungen niemandem in seiner Not nützen, dagegen positive Zuwendung und Hoffnung einem aber aus dunklen Gedanken und tiefen Tälern heraushelfen können. Und dass, wie bei Hiob, eine neue Wendung kommen kann, positive Möglichkeiten bestehen.
Hier wies Pfarrer Heuss noch einmal auf das ausgewählte Bild von Angelika Flaig hin. Über der dunklen unteren Bildfläche ist eine Gruppierung von Figuren zu sehen, darunter besonders eine helle Frauengestalt mit Harfe. Sie ist einem Zyklus von Kupferstichen aus der Renaissance entnommen, in denen ein Künstler namens „Aldegrever“ die verschiedenen Tugenden in der Personifikation von Frauengestalten dargestellt hat. Angelika Flaig hat absichtlich diese Harfenspielerin zitiert, weil sie einen glücklichen Abschluss des Hiob-Zyklus ausdrücken kann. Es handelt sich nämlich, wie die Inschrift zeigt, um „Gaudium“, die Personifikation der Freude. Bei allen vorausgegangenen Beispielen in den anderen Bildern der Serie, wo Hiob so viel Schlimmes widerfährt, ist hier nun der erhoffte Wendepunkt, der tröstliche Endpunkt des Geschehens und der Ausblick auf Freude und Glück am Ende des Wegs.