12.7.2020

Im Kunstgottesdienst am 12.7. um 18.30 in St. Stephan stand ein weiteres von Ulrike Donié Bildern im Mittelpunkt der Gedanken und Gespräche der zahlreichen Gottesdienst-Teilnehmer.

Die Eindrücke aus diesem 2. Kunst-Gottesdienst fasste der Galerist Tilmann Wolf, Mitglied des Kirchenvorstands von St. Stephan – Christuskirche und im Team für die Kunstgottesdienste, so zusammen:

MITTENDRIN EIN STÜCKCHEN HIMMEL

“Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe” (1.Mose 1) – so beginnt die Bibel. Das Bild, das für den Kunstgottesdienst am 12.7.20 aus dem Schöpfungszyklus der Malerin Ulrike Donié ausgewählt war, zeigt einen späteren Zeitpunkt. Hier verschmelzen der Biblische Bericht und das, was uns Physiker und Archäologen aus der frühesten Frühzeit vortragen.

“Ich sehe mittendrin ein Stückchen Himmel,” sagte eine Besucherin als ersten Beitrag zum Gespräch und ein anderer Besucher ergänzte: “Chaotisch – Leben entsteht. Das Bild hat eine Lebensfreude und verbindet unruhiges Chaos mit der Ruhe des Himmels.” Wurzeln und Gewürm erblickten andere, verbunden mit wohltuenden und angenehm abgestimmten Farben. Grün bringen wir ganz besonders mit “Leben” in Verbindung, wenngleich pflanzliches und tierisches Leben auch sehr farbenfroh sein kann. So ließ die Assoziation eines Korallenriffs nicht auf sich warten. Ein Korallenriff als Wiege von Lebensvielfalt und – Reichtum. Eine Wiege, die wir Menschen nicht liebevoll schaukeln und wiegen, sondern durch unsere Lebensweise eher bedrohen und vernichten. Im oberen Bildteil erblickten Besucher eine Andeutung der Hände aus dem Bild “Erschaffung Adams” von Michelangelo, in dem Adam seinen linken Zeigefinger ausstreckt, um Gott zu erreichen, so dass ein Lebensfunken überspringen kann.

Pfarrer Eberhard Heuss richtete seinen Blick auf den Aspekt des Perspektivwechsels: Der Blick auf Reichtum und Schönheit der Natur, der Blick von den nahen Bergen hinaus über das Land und den See oder mit Reinhard Mey “über den Wolken…”, das kann unsere Tagesprobleme als klein und unbedeutend erscheinen lassen. So wie in dem Bild mancher erst Chaos und Wirrwarr wahrnimmt, dann aber vielleicht Himmel, Hände oder einen reichen Meeresgrund findet. Eine modern und frei formulierte Fassung zum Psalm 89 von Uwe Seidel, die mit den Worten schließt: “Die Schöpfung spielt dir das Lob der Ewigkeit. Wir klammern uns an deine Treue, die die Himmel überspannt,” gab den Besuchern eine Perspektive voll Hoffnung und Zuversicht mit auf den Weg.