Andacht Modern (2007)

Andacht Modern„modern“ – das bedeutet hier vor allem: eine Sichtweise unserer heutigen Zeit. Das sind moderne Positionen zu einem uralten Thema: Andacht, fromme Innerlichkeit – ein Thema, das im Stadtmuseum auf klassische Weise unter dem Titel „Das spätgotische Andachtsbild im deutsch-sprachigen Raum“ seit 13. Mai 2007 eindringlich mit Tafelbildern aus dem 15. Jahrhundert aufgezeigt wird. Parallel zu dieser Ausstellung des Kulturamts zeigen die Kunstfreunde Lindau mögliche Antworten der Moderne.

Es geht dabei ausdrücklich nicht um Meditation und dazu passende Anlässe, auch nicht um Entspannung oder gar „Wellness“ oder andere ruhige sympathische Gefühle ohne weiteren Bezug, sondern es geht um bewusste Innerlichkeit, um Anlässe für Frömmigkeit und Möglichkeiten, diese mit den heutigen Mitteln auszudrücken. Solche Frömmigkeit ist durchaus auch eine moderne Haltung, wenngleich sie sich in verschiedenen Glaubensrichtungen äußern kann. Wegen der unterschiedlichen Positionen von innerer Einkehr und konzentrierter Ruhe im transzendenten Kontext legt sie sich nicht mehr nur auf spezielle christliche Themata aus der Leidensgeschichte Jesu fest, sondern spricht überreligiös den direkten Zugang menschlicher Innerlichkeit an.

Das ist Andacht in der Moderne.

In dieser Ausstellung führen drei ausgewählte zeitgenössische Künstlerinnen aus drei Generationen in den aufeinander folgenden Sälen jeweils ihre ganz persönliche Sicht und Zugangsweise in ihrer charakteristischen Handschrift vor: Waltraud Funk, Hanna Steinberger und Gertraud Küchle-Braun. Eine direkte Überleitung von bzw. zu den „Beweinungen“ der gotischen Andachtsbilder im 1. Stock stellt die Steinarbeit von René Geier im Entrée der Ausstellung dar: eine schwere Träne als modernes Kürzel einfühlender und mitfühlender Innerlichkeit.