Ulrike Doniés Bilder im Gespräch

Im Kunstgottesdienst am 9.8.2020 in St. Stephan standen wieder Ulrike Doniés Bilder im Fokus der Gedanken. Pfarrer Bovenschen setzte die Auseinandersetzung unter die Überschrift ” CHAOS, GEGENSÄTZE UND BUNTES LEBEN” (mit-notiert von Tilmann Wolf):

Am Anfang war die Erde ein „Tohuwabohu“, öde und in einem chaotischen Zustand, aber der Geist Gottes schwebte über ihr. Diese „Mischung“ aus Chaos und einem schöpferischen Geist oder einem gestaltenden Wort schafft Leben, wie der Schöpfungsbericht fortfährt. Das Wort „es werde Licht“ trägt vermutlich eine mehrfache Botschaft: Licht ist „erhellend“. Das Licht der Sonne strukturiert die Zeit in Tage. Licht ermöglicht es, Ordnung zu schaffen, auch weil das Chaos sichtbar wird. Im Gespräch der Gottesdienst- Besucher hierzu wurde besonders ein Bild mit drei orangefarbenen „Dingern“ vor dunklem Hintergrund herangezogen: Erste Lebensformen? Erste Worte, Worte, die Ordnung in Gedanken, in der Weltwahrnehmung schaffen können und Worte, die nicht auf Anhieb verständlich sind … vielleicht erst im sich wandelenden Kontext einen Sinn bekommen – wer kennt das nicht? „Das Wort ward Fleisch“ (Joh 1:14) kommt später hinzu … 

Aus dem Chaos das Leben: Das schöpferische Wort gebiert das Leben – eine ordnende Kraft formt Pflanzen und Tiere – und alles Leben schöpft seine Kraft aus der Spannung der Gegensätze: Licht und Finsternis, Feste und Wasser, Himmel und Erde, Mann und Frau, Leben und Tod … geistig, geistlich, biologisch und physikalisch erzeugen Spannungen Bewegung und ohne Bewegung kein Leben. Spannungen sind Potential und oft auch Bedrohung. Darum ruft Leben nach Versöhnung: Versöhnung der Pole, der Gegensätze, der Spannungen, ohne die keine Saite schwingt, keine Geige klingt und keine Flöte den Raum mit Klang erfüllt, so wie Claudia Ferber mit Querflöte und Gertrud Fersch mit Klarinette den Kirchenraum zum wunderbaren Klangraum werden ließen. 

Gelingt die „Versöhnung“ das Umformen der Spannung in harmonische Schwingungen wird bunte Vielfalt zu unermesslichem Reichtum. „Nun danket alle Gott“ als Abschlusslied preist dieses überreiche Geschenk. 

(So weit die Notizen aus dem Kunstgottesdienst von Tilmann Wolf, Galerist in Scheidegg und Mitglied des Kirchenvorstands).