Bildbetrachtung am 13.9.

Im Kunstgottesdienst vom 13. September stand Ulrike Doniés Triptychon im nördlichen Seitenschiff im Zentrum der Betrachtungen und Gespräche.

Triptychon – ein Altarbild?

Auch in dieser Arbeit von Ulrike Donié ist die „Ursuppe“, wie es ein Betrachter zu Beginn formulierte, präsent. Wolkig–neblige,  unkonturierte Flächen im Zentrumsbereich der drei Teile des Triptychons, dort, wo Künstler vergangener Epochen und auch heute eigentlich das Wichtigste der Bildaussage platzieren. Der menschliche Drang nach Erkenntnis bleibt im ersten Moment der Betrachtung, der sich automatisch dem Zentrum zuwendet, unbefriedigt. Ist unser Zugang zum Thema Schöpfung und Weltentstehung vernebelt? Die Bibel gibt uns eine Erzählung, die ebenso viele Fragen offen lässt – und Physiker würden über deren Bild der „ersten Stunden“ kaum anderes sagen. 

Ulrike Donié bezeichnete beim Aufbau der Ausstellung dieses (3-teilige) Bild als das am meisten religiöse der Serie. Das lenkte das Gespräch der Gottesdienst-Besucher auf die Kreuzformen in den Bildern und die dominanten Farben Violett, Grün, Rot und damit auch auf die Symbolik kirchlicher Farben. Violett steht für Besinnung, Buße, Veränderung und Grün für das Leben, Rot für die Liebe wie auch das Leiden. Etliche Kreuze ergeben sich aus der Überlagerung der zylindrisch-langen grünen und violetten Körper. Im mittleren Bild (mittig oben) könnte ein Arm mit der Hand an einem dieser „Balken“ fixiert sein. Der Rest verschwindet im Nebel. Die Kreuze sind alle leer.
Das Triptychon erzeugt den Eindruck als würde man durch ein Fenster schauen. Das Bild ist begrenzt und zerteilt durch die Rahmen, die das Glas halten. Ist der sichtbare Teil der eher zufällige Ausschnitt aus einer viel größeren Wirklichkeit? Ist es notwendig Wirklichkeit über die Ränder des Sichtbaren hinaus zu denken. Unser Bild ist immer begrenzt, unsere Wahrnehmung unvollständig … Hoffnung und Vertrauen sind unabdingbar, will man sich dem „Größeren“ zuwenden.

Wenn die Kreuze leer sind, wurde aus Karfreitag Ostern – das zentrale Fest der Christenheit, das uns die Tür öffnet über die Grenzen unserer kleinen Welt hinaus zu denken, zu glauben und Gottes Wirken immer wieder neu zu erwarten.

(Mitschrift der im Gottesdienst geäußerten Gedanken von Tilmann Wolf).